Die zweite Welle

So sollten Sie sich jetzt verhalten

Von Alexander Metzger
Geschäftsführer
29.10.2020
7 min

Schönwetterkapitäne aufgepasst. Es wird wieder ungemütlich und stürmisch. Die See wird rauer. Die Zahl der Neuinfektionen hat ein neues Zwischenhoch erreicht. Der Fleckenteppich in Deutschland entwickelt sich weiter von einer gelben Farbe zur roten bzw. dunkelroten. Es soll nochmals klar differenziert werden, dass ich hier lediglich über Investitionen und die Auswirkungen auf die Börse spreche und nicht über die Verbreitung des Virus und Folgen auf die Gesellschaft.

Die zweite Welle hört sich deutlich härter an als Sie eigentlich ist. Natürlich kommt es hier auf die Perspektive an, von der man dies betrachtet. Covid-19 ist nichts mehr Neues. Es ist bekannt. Darauf hat die Börse mittlerweile reagiert und dies auch verarbeitet. Alle Unternehmen wurden anfangs kurstechnisch abgestraft. Es war eine böse Überraschung. Anschließend blieben manche weiter abgestraft (Carnival, Lufthansa), andere wiederum wurden überdurchschnittlich belohnt (HelloFresh, ShopApotheke). Die zweite Welle und dessen Effekte auf die Börse werden keinesfalls vergleichbar sein mit der ersten Welle. Warum? Bei der ersten Welle wurden wir eiskalt erwischt und wussten absolut nicht, was auf uns zukommt und wie wir darauf reagieren, geschweigenden wie wir damit umzugehen haben.

Auf gesellschaftlicher Ebene fällt mir da gleich die anfängliche Diskussion über den Mund- und Nasenschutz ein. Da keine vorhanden waren, wurden diese anfangs auch als unwichtig deklariert. Es wurde debattiert, ob es sinnvoll sei, diese zu tragen oder nicht. Momentan ist ein Alltag ohne Mund- und Nasenschutz nicht wegzudenken und gehört zu der Grundausstattung, wenn man das Haus verlässt. Mittlerweile sind sehr viele Erkenntnisse über das Virus gewonnen worden und es findet Akzeptanz in der Gesellschaft. Das heißt, wir sind mittlerweile vertraut damit. Da die zweite Welle jetzt unmittelbar vor der Tür steht, gab es für die Regierung anscheinend keine andere Option als den zweiten Lockdown anzukündigen. Das positive daran ist und ich zitiere hiermit Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten.

Wir müssen das Nützliche und Angenehme schließen, um das Notwendige (Wirtschaft, Bildung, Kindergärten) weiter aufrecht zu erhalten.

- Winfried Kretschmann

An diese Weise Aussage kann ich mich nur anschließen. Diesmal wird die Börse auch nicht so heftig reagieren wie beim ersten Mal. Denn es ist keine überwältigende Überraschung mehr und wie wir wissen mag die Börse Überraschungen bekanntlich nicht. Das heißt wir könnten vorbereitet in den Krisenmodus gehen. Der Begriff die zweite Welle, der so häufig benutzt wird, ist daher viel zu hart ausgedrückt da diese uns nicht so hart erwischen wird wie die erste. Auch gesellschaftlich wissen wir, wie wir mit dieser Situation umzugehen haben. Kontakte reduzieren, Abstand halten und Mund- und Nasenschutz tragen. Genau diese Rangordnung empfehlen auch Virologen. Vor allem in der aktuellen Lage. Die Grafik zeigt uns die Situation in Deutschland.

Covid-19: Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (7 Tage)

Quelle: www.tagesschau.de Stand: 28.10.2020 00:00 Uhr

Auswirkungen auf mein Portfolio

Pauschal gesagt gibt es da keine klare Antwort. Es kommt ganz alleine darauf an, welche Titel Sie in Ihrem Portfolio haben. Ungemütlicher wird es auf jeden Fall. Machen wir aber Beispielweise eine kleine Fallunterscheidung. Portfolios mit überbewerteten Aktien werden tendenziell mehr abgestraft werden als unterbewertete Unternehmen. Oder zukunftsorientierte und nachhaltige Unternehmen werden in Krisenzeiten mehr gefördert als Geschäftsmodelle, die auslaufen (z.B. Ölindustrie). So oder so – es wird unruhiger und volatiler an den Börsen. Eine Art von Absicherung oder Strategie zur Vorgehensweise sollte bereits vorhanden sein. Das eigene Portfolio kann aktiv oder passiv abgesichert werden. Auch gibt es einen von mir bezeichneten Mittelweg dafür. Somit gibt es verschiedene Lösungen für eine Absicherung vor/während dem zweiten Lockdown.

Aktive Absicherung

Aktiv bedeutet, man hedget (absichern) sein Portfolio. Man setzt zusätzlich auf Derivaten (abgeleitete Wertpapiere), auf die Aktien, die bereits im Portfolio vorhanden sind. Auf diese Weise erzielt man den Effekt einer Versicherung. Fallen die Aktien – steigen die Derivate. Verluste werden begrenzt und es wird zu einem Nullsummenspiel. Natürlich fallen während der Zeit für die sogenannte Versicherung laufende Kosten an. Daher sollte man diese mit Bedacht wählen und nur in bestimmten Marktphasen einsetzten. Eine andere Alternative, um sein Depot zu schützen, ist für mich mit Limits zu arbeiten.

Absicherung durch Limits (Mittelweg)

Ein Mittelweg, um sich abzusichern, wäre das Arbeiten mit Limits. Diese Orderzusätze ermöglichen es das Portfolio nach unten hin abzusichern. Ich kenne viele, die mit diesen Orderzusätzen arbeiten. Vor allem wenn Sie bereits hohe Buchgewinne (Aktien im Plus, aber sind noch nicht verkauft) erzielt haben. Sie wollen Ihre bisherigen Gewinne absichern. Ist auch vollkommen in Ordnung. Der Nachteil an dieser Methode – momentan steuern wir auf schwankungsfreudige Märkte zu. Es ist daher blöd unten ausgestoppt zu werden und nach obenhin nicht mehr dabei sein zu können. Diese Gefahr ist jetzt historisch gesehen deutlich höher als in den letzten 10 Jahren. Der andere Nachteil ist, falls man ausgestoppt wird, weiß man gar nicht wann man wieder einsteigen soll. Denn man tut sich psychologisch schwer bei einem höheren Kurs, als den Verkaufskurs, wieder einzusteigen. Daher ist mein Favorit zur Absicherung eine ganz andere Strategie. Genannt – die passive Absicherung.

Passive Absicherung

Passiv und gleichzeitig auch meine persönliche Strategie ist folgende Art von Absicherung. Die Vorgehensweise sieht folgendermaßen aus. Je nach Marktsituation sollte der Cashbestand im Portfolio aufgebaut bzw. abgebaut werden. Schließlich können bei passenden Marktsituationen Spitzenunternehmen günstiger nachgekauft oder auch ein Neueinstieg aus der Watchlist getätigt werden. Mittlerweile sollte wieder eine Cashquote vorhanden sein. Wie groß, ist abhängig von der Risikoneigung und der eigenen Kenntnisse. Es gibt viele Möglichkeiten diese zu erhöhen. Ersparnisse, monatliche Sparraten, oder auch deutlich überbewertete Aktien, welche nicht in die heutige Zeit passen bzw. kein Wachstum aufweisen, zu verkaufen. Diese Unternehmen im Portfolio sollte man jetzt drastisch reduzieren, wenn man es sowieso nicht schon gemacht hat. Die Cashquote würde somit deutlich ansteigen. Mit dieser kann man bei einer erneuten Konsolidierung (Korrektur), denn zu einem erneuten Crash wird es nicht kommen, die zukunftsorientierten und nachhaltigen Unternehmen wieder günstiger einsammeln und sein Portfolio aufstocken.

All diese Instrumente und Vorgehensweisen können Anleger zur Absicherung (aktiv, limits, passiv) auch kombinieren. Dies ist aus meiner Sicht jedoch nicht empfehlenswert, wenn Sie kein Profi sind.

Fazit

Diesmal fällt das Fazit ein wenig länger aus, da es wirklich etwas zu lernen gibt. Bei dem ersten Lockdown wurden wir einfach auf dem falschen Fuß erwischt und das mit ungewissen Zukunftsaussichten. Genau das mag die Börse nicht. Jetzt ist der Lockdown geplant und daher auch berechenbar. Also halb so wild, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Da es jetzt erneut zu einem Lockdown kommen wird, heißt es nicht das es auch erneut zu einem Crash kommt. Wie bereits im Corona-Artikel vom März erwähnt, wird sich diesmal die Spreu vom Weizen trennen.

Genau jetzt denkt die Mehrzahl der Anleger, dass es zu einem Crash kommen wird. Das kann ich durch die Menschen in meinem Umfeld bestätigen. Das ist auch psychologisch völlig nachvollziehbar. Und jetzt kommt die Krux bei der ganzen Geschichte. Je mehr Leute glauben, dass zu einem Crash kommen muss, desto unwahrscheinlicher wird es, dass es auch zu einem Crash kommt. Spulen wir einmal zurück und schauen was im März passiert ist. Die Fallzahlen sind gestiegen, es kam zu einem Lockdown, die Börsen sind eingebrochen. Und was wird jetzt passieren? Fallzahlen steigen, der Lockdown kommt, die Börse bricht erneut ein!? Im Februar waren 1 + 1 = 2 also müssen jetzt 1 + 1 auch = 2 ergeben. So einfach ist das nicht und so funktioniert Börse eben nicht. Der große Unterschied zum März ist eben, dass fast keiner mit einem Crash gerechnet hat und jetzt fast jeder davon ausgeht.

Zusätzlich gibt es zwei Indikatoren die in Kombination darauf hinweisen, dass es maximal zu einer Korrektur kommen wird. Diese haben ihre Funktionsweise auch in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Dies wird in Zukunft auch bei uns im Log-In Bereich unter Marktstimmung oder Marktbarometer zu finden sein. Daher bleibe ich, was die Börse angeht optimistisch gestimmt und kann das an euch Leser nur weitergeben.

Auswirkungen auf die Börse im Allgemeinen werden folgende sein. Aktienkurse von stark überbewerteten Aktien mit auslaufenden Geschäftsmodellen wird es besonders stark treffen, während Unternehmen mit stabiler Ertragskraft, Geschäftsmodell, kühlem Management, zukunftsorientiertem handeln, nachhaltigen Ansätze und hohen Cashreserven weniger stark betroffen sein werden. Diese haben bereits während der Pandemie ihren Erfolgskurs gehalten. Skalierbare Unternehmensmodelle stellten insbesondere in der Pandemie, ihre Ertragskraft weiter unter Beweis. Diese Unternehmen bleiben weiterhin auf Kurs und ignorieren die zweite Welle (kurzfristiger Effekt). Bei dieser Art von Investitionen heißt es jetzt Füße stillhalten, auch wenn es sehr volatil an den Märkten zur Sache gehen wird (Cashquote kann genutzt werden). Zusätzlich stehen noch die US-Wahlen vor der Tür und sorgen zusätzlich für eine erhöhte Unsicherheit.

Wer bisher in den falschen Unternehmen (überbewertet, nicht skalierbar, niedermargig und nicht zukunftsorrientiert) investiert ist, sollte umschichten und seine Cashquote aufbauen. Wer nur in angeschlagene Geschäftsmodelle wie Reisegesellschaften, Kreuzfahrten und Airlines oder in überbewerteten Unternehmen wie z.B. Virgin Galactic investiert ist, der sollte schleunigst das Weite suchen, damit er ein beruhigtes Weihnachtsfest feiern kann. Die Anleger sollten eben nicht nur auf die Kurse, sondern hinter die Kulissen eines Charts schauen. Nicht was passiert, sondern warum etwas passiert. Nur so können Anleger langfristig überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen, weil man es eben anders macht wie alle privaten Investoren und auch die meisten Großinvestoren. Einfach ist das nicht. Genau deshalb haben wir den Aktienscanner entwickelt.

Ich hoffe, der etwas andere Einblick in die zweite Welle konnte euch zumindest ein wenig die Unsicherheit nehmen und bei der Portfoliogestaltung weiterhelfen. Mit unserem Aktienscanner können Sie ihr Portfolio ganz bequem einem Check unterziehen. Danach wissen Sie, bei welchen Unternehmen es sinnvoll ist weiter dabeizubleiben.

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Alex Metzger

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