Markteffizienzhypothese

Was steckt hinter der Kapitalmarkttheorie?

Von Alexander Metzger
Geschäftsführer
01.09.2018
5 Min

1999, 2001 und 2008 kam es an den Börsen zu drei sehr großen Korrekturen, die die überhitzten Aktienkurse beruhigten. Die neuen Märkte, die euphorischen Marktteilnehmer und die lockere Geldpolitik wirkten wie ein Katalysator für starke Kurssteigerungen mit anschließenden Einbrüchen. Dies zeigte sich am psychologischen Verhalten der Menschen, als diese begannen an den Spitzen der Kurse abzuverkaufen und den Abschwung einzuleiten. Jeder sollte aus diesen geschichtlichen Rückblicken einen Mehrwert mitnehmen und für die Zukunft verwenden.

Hinführung zur Kapitalmarkttheorie

Durch das Voranschreiten des Internets und der neuen Technologien ergaben sich ganz neue Möglichkeiten in der Informationsverbreitung. Zudem hat die Verarbeitung der Daten und die Datenverwaltung in den letzten Jahrzehnten enormen Aufschwung genossen. Hier stellt sich die Frage, ob Marktteilnehmer durch bestimmten Informationsumgang oder mit mehr Informationen besser durch diese Marktphasen gekommen wären und den Markt geschlagen hätten. Eine Theorie bzw. Hypothese, die eindeutig dagegenspricht ist die Kapitalmarkttheorie der Markteffizienzhypothese oder auch bekannt unter Effizienzmarkthypothese.

In der heutigen Zeit verbreiten sich Informationen weltweit und das in kürzester Zeit. Somit haben alle Marktteilnehmer die Möglichkeit zur selben Zeit auf dieselbe Informationsflut zuzugreifen, sie zu verarbeiten und zu interpretieren, um anschließend auf diese Situation und Gegebenheit einzugehen. Übertragen wir das auf die Welt der Börse und der Aktien, bedeutet das nichts anderes, als dass alle Informationen, die es über ein Unternehmen gibt, in dem Aktienkurs enthalten sind. Nichts anderes besagt die Markeffizienzhypothese, die von Eugene Fama, dem Wirtschaftswissenschaftler, begründet wurde.  Seiner Aussage nach sind die Märkte effizient und besagen, dass alle vorhandenen Informationen in den Kursen der Aktien eingepreist sind. Auch wenn im Jahre 1900 der Mathematiker Louis Bachelier diese Theorie erstmals thematisierte und Cowles 1933 eine wissenschaftliche Überprüfung vornahm, konnte letztendlich Eugene Fama 1970 einen empirischen Nachweis liefern. Um diese Theorie detaillierter zu betrachten, wurde diese von dem Wirtschaftswissenschaftler in drei Subhypothesen unterteilt, welche auf unterschiedliche Informationsmengen zugreifen.

Schwache Markteffizienzhypothese

Die schwache Form der Markteffizienzhypothese wird auch weak form genannt. Sie besagt, dass sich alle historischen Daten und Informationen im aktuellen Kurs wiederspiegeln. Damit sind im Speziellen der Stand des Aktienkurses und sein Verlauf gemeint – auch genannt der Chart. Außerdem wird unterstellt, dass vergangene Kursbewegungen keine Korrelation mit seiner zukünftigen Entwicklung haben. Fassen wir diese zwei Unterstellungen zusammen, dann ist folglich die Anwendung der Technischen Analyse, um Vorhersagen und Prognosen zu der Entwicklung der Kurse zu machen, vergebens. Aus der logischen Konsequenz hat somit die technische Analyse keine Daseinsberechtigung, um aus vergangenen Kursverläufen und deren Auswertung, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Untermauert wird die Subhypothese der schwachen Informationseffizienz durch ein empirisch solides Fundament mit statistisch überzeugenden Ergebnissen.

Mittlere Markteffizienzhypothese

Die mittlere Form der Markteffizienzhypothese wird auch semistrong form genannt. Sie besagt, dass neben den historischen Daten und Informationen auch alle öffentlich zugänglichen Informationen im aktuellen Kurs eingepreist sind. Schlagzeilen oder Neuigkeiten schlagen sich damit unmittelbar im Markt nieder und verschaffen dem Anleger keinen Vorteil zum Handeln. Entscheidungen von Anlegern, die nach der Veröffentlichung von Informationen getroffen wurden, lassen demnach keine Überrenditen am Markt zu. Unter öffentlich zugängliche Informationen sind Wirtschaftsdaten des Unternehmens, auch bekannt als Fundamentaldaten, sowie die Informationen aus sämtlichen Medien, zu verstehen. Somit wird bei dieser Subhypothese nicht nur die Technische Analyse, sondern vor allem die Fundamentalanalyse in Frage gestellt. Wenn diese sogenannten öffentlichen Informationen in den Kursen eingepreist wären, dann würde der Markt in Windeseile alle unterbewerteten oder überbewerteten Titel an ihren wahren Wert anpassen. Das würde bedeuten, dass die Fundamentalanalyse nicht funktioniert.

Es stellt sich folgende Frage: Wie sind öffentliche Informationen in diesem Fall exakt definiert? Dies bleibt bei dieser Subhypothese ungeklärt und macht sie unter anderem auch deshalb umstritten. Dies wurde von Schneider aufgegriffen und er ging sogar noch einen Schritt weiter. Er teilte die öffentlich zugänglichen Informationen und die nicht öffentlich zugänglichen Informationen auf. Erst wenn eine klare Trennung und Definition der Informationen vorliegt, lassen sich empirische Untersuchungen auf Basis von Modellen errichten.

Starke Markteffizienzhypothese

Die stärkste Form der Markteffizienzhypothese wird auch weak form genannt. Wie die öffentlichen Informationen definiert werden und in wie fern öffentliche und nicht öffentliche Informationen voneinander getrennt werden, ist hier irrelevant. Diese zwei Fragen stellen sich bei der stärksten Form der Markteffizienzhypothese nicht, da die Qualität und der Inhalt der Informationen nicht maßgebend sind und sich somit alle verfügbaren Informationen im Markt und den dazugehörigen Kursen wiederfinden. So die Annahme von Fama bei der stärksten seiner Subhypothesen. Er geht demnach von vollkommen effizienten Märkten aus, da Marktteilnehmer, die über zusätzlich nicht öffentliche Informationen – Insiderinformationen – verfügen, keinen Vorteil daraus ziehen können, um eine Überrendite zu erzielen.

Fazit

Je stärker die Hypothese, desto weniger greifen die empirischen Untersuchungen. Außerdem ist der Begriff Information bei der zweiten Subhypothese schwammig definiert und somit für eine empirische Untersuchung unbrauchbar. Bei der stärksten Hypothese ist dies wiederum gleichgültig, da in dieser bereits alle Informationen, die es über ein Unternehmen und dem dazugehörigen Aktienkurs gibt, enthalten sind. In Teil 2 folgt nächsten Monat auf die Erklärung der Markteffizienzhypothese die ausgeübte Kritik mit einigen Bespielen aus der realen Wirtschaft.

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