Echte Rendite tracken

Zwei Tools im Vergleich

Von Alexander Metzger
Geschäftsführer
01.04.2021
6 min

Jeder kennt es. Als Anleger fragt man sich häufig: Wie hoch ist denn eigentlich meine exakte Rendite? Leider wird diese Frage in den seltensten Fällen von den eigenen Brokern beantwortet. Um die Frage der tatsächlichen Performance zu beantworten, benötigt man im Hintergrund eine Vielzahl von Berechnungen, welche sehr komplex und aufwendig umzusetzen sind. Die Schwierigkeiten liegen nämlich im Detail. Kommen Gebühren, Steuerabzüge, Dividenden oder Teilverkäufe hinzu ist die echte Performance überhaupt nicht mehr zu durchblicken. Diese Dienstleistung würde daher einen Mehraufwand für das Brokerhaus bedeuten ohne eine direkte finanzielle Gegenleistung dafür zu bekommen. Die eigenen Interessen stehen da anscheinend über den der Kunden. Schade eigentlich.

Der Corona-Crash spülte zusätzlich viele neue und vor allem junge Menschen an die Börse. Diese sind sehr offen und experimentierfreudig. Sie eröffnen verschiedene Depots und probieren verschiedenste Strategien aus. Auch dadurch ist die Nachfrage nach einer App für das tracken der eigenen Rendite gestiegen. Diese Lücke haben verschiedene junge Unternehmer und Gründer entdeckt und begonnen in diese Felder zu stoßen. Daher habe ich mir mal zwei Anbieter, welche unterschiedlicher nicht sein könnten herausgepickt und näher unter die Lupe genommen. Aber bevor wir näher eingehen, möchte ich erläutern warum es überhaupt Sinn macht verschiedene Depot zu haben.

Nun ja, sagen wir mal du verfolgst zwei verschiedene Strategien. Z.B legst du gerne kurzfristig an (Trading) und möchtest auch gerne langfristig investieren (buy & hold). Oder du setzt gerne auf Dividendentitel und Wachstumswerte. Beide Beispiele sind von Grund auf zwei unterschiedliche Ansätze, bei welchen man unterschiedlich vorgeht und auch unterschiedlich mental beansprucht wird. Kurzgefasst: Nicht nur die Auswahlkriterien der Einzelaktien sind unterschiedlich, sondern auch die Setups und der Zeitpunkt spielen hier eine Rolle. Während der Anleger bei kurzfristigen Anlagen und Wachstumswerten extreme Konsequenz beim Handeln und mental ein dickes Fell benötigt, geht es bei der langfristigen Anlage unter anderem auch mit Dividendentiteln entspannter zur Sache. Die Schwankungen halten sich in Grenzen und der Totalverlust kommt nur in den seltensten Fällen vor.

Selbst die Kursentwicklungen der verschiedenen Strategien werden sich in kurzen Zeitperioden immer wieder ähneln und lassen somit Spielraum für verschiedene psychologische Faktoren, welche die eigene Strategie beeinflussen, weil man sie im selben Depot verwahrt. Da reichte es eben nicht, diese gedanklich zu trennen, sondern setzt eine physische Trennung voraus. Ich habe diese Erfahrung schon selbst des Öfteren gemacht. Nach 5 Jahren im Markt kann ich das gut beurteilen.

Portfolio Performance

Das Open Source Programm Portfolio Performance ist der Platzhirsch und auch bereits vielen Langzeitinvestoren bekannt. Auch durch einige Finanzyoutuber hat dieses Tool an Reichweite gewonnen. Es ist nichts Anderes wie eine Software, bei welcher der Anleger sein Depot und seine Aktivitäten abbildet und somit die tatsächliche Rendite unter Berücksichtigung aller möglichen Faktoren berechnen lassen kann. In der folgenden Grafik ist die Benutzeroberfläche von Portfolio Performance zu sehen.

Quelle: www.portfolio-performance.info

Das Einrichten wird direkt auf der Landingpage in einem 11min Video erklärt. Damit sollte jeder zurechtkommen. Anschließend kann die Software direkt von der Homepage heruntergeladen werden. Es ist nur als Desktopversion vorhanden, da es auf dem Gerät (macOS, Windows, Linux) installiert werden muss. Danach kann allerdings direkt losgelegt werden. Das Tolle ist, es kann auch die eigene exakte Performance der Vergangenheit bis zum heutigen Tag ermittelt werden. Das Funktioniert aus Basis folgendes Features. Alle Abrechnungen (Käufe, Verkäufe, Dividenden, Steuern, etc.), die man von seinem Broker als PDF erhalten hat, können hochgeladen werden. Diese werden dann vom System automatisch erfasst. Zusätzlich können PDF´s unterschiedlicher Broker hochgeladen werden und somit eine depotübergreifende Gesamtrendite ermitteln. Top! Die verwendeten Kursdaten stammen von einem vertrauenswürdigen und bereits etablierten Anbieter (Yahoo Finance). Für die Fachleute unter uns werden ebenfalls der Kennzahlen True-Time Weighted Rate of Return oder der interne Zinzfuß berechnet.

Was mir sehr gut gefällt ist das ausgereifte Produkt und das Tracking über verschiedene Assets (Anlageklassen). Wer über den Tellerrand der Aktien hinausschaut kann dort zusätzlich die Performance anderer Assets wie Gold, Kryptowährungen, P2P-Kredite, etc. abbilden und verfolgen. Dies ist nur möglich, da dies ein Open Source Programm ist und die Community da ordentlich mitwirkt. Ein Lob von mir an diese Stelle in welcher Art und Weise das Ganze umgesetzt wurde/wird.

Allerdings kommt es häufig durch äußere Rahmenbedingungen zu Bugs (Fehlern auf der Webseite), die jedoch flott behoben werden, wie ich aus einer Vielzahl von Kommentaren entnehmen konnte. Da im Tool Fachbegriffe und Funktionen logisch zur Börse verknüpft sind, könnte der Einstieg für Anfänger ein wenig mühsam sein, da das Basiswissen der Aktienanlage vorausgesetzt wird. Werfen wir jetzt mal einen Blick auf den Newcomer in diesem Bereich.

Tresor One

Dabei handelt es sich um ein sehr spannendes Projekt namens Tresor One. Das Tool steckt noch in den Kinderschuhen und wird aktuell als Freizeitprojekt betrieben. Auf der Webseite gibt es kein Erklär Video, da es meines Erachtens auch keines braucht, da das Tool intuitiv bedienbar ist. Das hat für mich zwei Gründe. Erstens legt der Gründer selbst viel Wert darauf und zweitens ist man nicht der erste in diesem Metier und konnte durch die bereits etablierten Programme die Unstimmigkeiten und Hürden identifizieren und im eigenen Projekt optimal umsetzen. Dies ist aus der Benutzeroberfläche bereits zu erkennen.

Quelle: app.tresor.one/p/5f55425d139fc90007978e75

Mir Persönlich gefällt das UI (User Interface = Schnittstellendesign) und die Transparenz der Unternehmensentwicklung durch Youtube und der Offenlegung der Umsatzentwicklung. Auch hier lässt sich das Portfolio und dessen reale Performance mit einem Klick mit den vorher heruntergeladenen Abrechnungs-PDF´s abbilden. Was gut ist: Hat man sich bereits die Aufgabe beim Platzhirschen Portfolio Performance gemacht, kann man dieses Portfolio einfach zu Tresor One umziehen bzw. verknüpfen.

Was Tresor One von Portfolio Performance unterscheidet ist, dass es auch eine zahlungspflichtige Version (Tresor One Plus) gibt. Diese hält sich allerdings mit 7,99€/Monat im gesunden Rahmen auf. Da gibt es zusätzliche Features wie die Gewichtung von Branchen, Ländern und Typen (Aktien, ETF´s, Fonds) im Portfolio und die Verknüpfung mit Divvydiary. Damit werden künftige Dividendenzahlungen Tag genau angezeigt und somit erhält man einen Überblick über seinen künftigen Cashflow. Ein weiterer Unterschied ist, dass nur das Tracken von allen möglichen Wertpapieren (Aktien, Derivate, ETF, Fond) möglich ist.

Aktuell gibt es eine Desktopversion, eine mobile Version und eine App für IOS. Die App für Android ist in Bearbeitung. Die IOS-App würde ich allerdings nicht empfehlen, da 30% der Einnahmen an Apple fließen und somit Tresor One für die schnellere Entwicklung fehlen würden. Außerdem ist die automatische Spendefunktion bei der Plus-Version von 1% an den Klimaschutz über die App nicht möglich.

Fazit

Da Tresor One im Vergleich zu Portfolio Performance noch am Anfang steht, bietet es noch nicht die Vielzahl an Möglichkeiten an. Es ist meiner Meinung nach eine abgespeckte Version, welche allerdings eine sehr gute Basis für weitere Funktionen und Features bietet.

Die Vorteile von Portfolioperformance liegen ganz klar auf der Hand. Durch die bereits lange Laufzeit auf dem Markt wurden die meisten Fehlfunktionen im System eliminiert. Es bleiben somit nur Feinheiten für Verbesserungen über. Auch die Möglichkeit über verschiedene Anlageklassen macht das Tool interessant für die breite Masse. Dadurch wir es aber bei der Nutzung komplexer, was sich nach einer kurzen Einarbeitungsphase jedoch legt. Die Vorteile von Tresor One ist die niedrige Einstiegshürde für Laien im Bereich Aktien. Das hat mir sehr imponiert. Da ich selber weiß wie schwierig das ist, kann ich das gut beurteilen. Denn es ist nicht nur eine Kunst, sondern auch eine Mammutaufgabe komplexe Dinge einfach funktionieren und aussehen zu lassen.

Durch die vorhandenen Communities beider Tools werden auch kleinste Fehler erkannt und oftmals auch flott von den Entwicklern und unterstützenden Programmierern behoben. Klasse! Man sollte sich beide Trackingtools anschauen und schließlich für jenes entscheiden, welches mit seinen eigenen Investmentinteressen und Vorlieben die größte Schnittmenge aufweist. Letztendlich ist es auch eine Frage wie Aufwendig die Datenpflege ist, welche Fehlerquoten nachgewiesen werden und welches Tool nutzerfreundlicher ist.

Ich habe mir zwar Portfolio Performance heruntergeladen und Tresor One eingerichtet, nutze beide jedoch nicht aktiv, da für mich persönlich nicht das Tracking der Rendite, sondern die Qualität der Aktie und die Unternehmensphilosophie im Fokus stehen. Natürlich ist die Rendite das Leistungsmerkmal von Aktien, wer sich jedoch zu sehr auf die vergangene Performance konzentriert, verliert den Blick hinter die Kulissen und den Unternehmen dahinter, welche letztendlich im Kern für die künftigen Renditen verantwortlich sind.

Mehr erfahren über unseren Aktienscanner.

Jetzt kostenlos 3 Aktien analysieren und
eine Kaufempfehlung erhalten.

Zum Aktienscanner
Philosophie
Wissenschaftlich nachgewiesen
Geschäftsführerdepot
Kundenergebnisse

Haben Sie noch fragen?

Alex Metzger

Alexander Metzger

Geschäftsführer

+49 7361 6339050

Um weitere Aktien in ihrer Watchlist zu beobachten, benötigen Sie ein Upgrade.

WKN in Zwischenablage kopiert